FRÜHGOTISCHES STEINPORTAL

fot. Ryszard Pierzchała

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Der Oppelner Dom weist, wie jede jahrhundertealte Kirche, Spuren verschiedener Epochen auf. Die Außenfassade mit zwei hohen Türmen lässt den gotischen Stil erkennen. Im Innenraum gibt es Elemente im romanischen, barocken und klassizistischen Stil. Das Sandstein-Portal, vor dem Sie sich befinden, ist ein Beweis für die Stilveränderungen, die die Kathedrale erfahren hat und die an den Wänden des Gebäudes sichtbar sind.

Das Portal hat zweifellos romanische Merkmale, aber seine gotische Feinheit darf nicht außer Sicht gelassen werden. Man streitet sich, ob es ein spätromanisches oder ein frühgotisches Portal ist. Derzeit ist es der südliche Seiteneingang der Kirche und zugleich eine Art Zeitpforte aus ferner Vergangenheit.

Um das Portal zu sehen, müssen Sie zuerst die massive Tür der Vorhalle überqueren. Über dieser Tür befindet sich ein Tympanon nach dem Entwurf des Oppelner Künstler Adolf Panitz, der gleichzeitig der Autor der Haupttür der Kathedrale ist. Das Tympanon stellt die Gottesmutter mit dem Christuskind und Papst Johannes Paul II., der 1983 das Gnadenbild der Muttergottes von Oppeln gekrönt hat, dar. Haben Sie das Tympanon verpasst? Gehen Sie unbedingt ein paar Schritte zurück. Es ist wirklich beachtenswert!

Die südliche Vorhalle, die durch das Portal zur Kathedrale führt, ist mit einem Kreuzgewölbe, das von zwei ovalen Säulen getragen wird, bekrönt. Wer den Weg dort findet, steht direkt vor dem Eingang zum Dom.

Aber bevor Sie diese wenigen Schritte ins Dom-Innere machen, entdecken Sie noch etwas: deutliche, recht unregelmäßige Ritzen entlang des Portals. Den Forschern zufolge ist es ein Werk der damaligen Ritter, die im Rahmen der von den Geistlichen auferlegten Buße manchmal für einige Zeit auf das Fechten verzichten mussten. Als Zeichen der Buße sollen sie ihre Schwerter auf dem Portal stumpf machen und haben somit diese ritzen eingekerbt. Es symbolisierte ihre Wehrlosigkeit und die Tatsache, dass sie sich niemanden anzugreifen wagen, um den Gotteswillen zu erfüllen.

Beachten Sie auch die Lage des Portals. Experten sagen, dass er nicht orientiert ist – also nicht nach Osten, sondern nach Norden gerichtet ist.

Eine orientierte Kirche ist eine Kirche, in der das Presbyterium immer nach Osten gerichtet ist, das heißt in die Richtung, aus der Christus, wie man Glaubt, zum jüngsten Gericht erscheinen soll. Es kann ein Beweis dafür sein, dass die ursprünglich für Bolesław I. errichtete Kirche anders, als die heutige Kathedrale, positioniert war.