DIE KRYPTA UND DAS EPITAPH FÜR BISCHOF FRANCISZEK JOP
Wenn er beichten wollte, stellte er sich – trotz seinem hohen Kirchenamt – zusammen mit Anderen in der Warteschlange zum Beichtstuhl. Beim Friseur hat er auch auf seine Reihe gewartet. Jahrelang fuhr er mit dem P70, der der Vorgänger des Trabant gewesen ist. Aus der Kirchenkasse teile er für das Essen für sich oder für seine Schuhe so wenig Geld aus, dass die für die Versorgung verantwortlichen Schwestern sich manchmal wirklich anstrengen mussten, um von Zeit zu Zeit etwas von besserer Qualität zu kaufen.
Es gibt viele Beispiele und Geschichten über das bescheidene Leben des ersten Oppelner Bischofs Franciszek Jop. Einige wurden in der Predigt, die während der Trauermesse für Bischof Jop im September 1976 der Krakauer Erzbischof, Kardinal Karol Wojtyła – der spätere Papst Johannes Paul II. – gehalten hat, angeführt. An dieser Beerdigung nahm auch der polnische Primas Stefan Wyszyński teil. Die sterblichen Überreste des Bischofs wurden in die Krypta, über der wir uns gerade befinden, beigesetzt. Der Eingang befindet sich vor dem Altar der Muttergottes von Oppeln.
Bischof Jop stammte aus der Woiwodschaft Heiligkreuz. Bevor er nach Oppeln kam, war er, unter anderem, Weihbischof in Sandomir und Domvikar der Erzdiözese Krakau. Zum ersten Mal wurde er zum Verwalter eines Teiles der Erzdiözese Breslau mit Sitz in Oppeln schon 1951 ernannt. Allerdings konnte er damals dieses Amt nicht antreten, weil die kommunistischen Behörden es nicht erlaubt haben.
Letztendlich erhielt er 1956 die Ernennungsurkunde und ist später zum ersten Bischof der 1972 gegründeten Diözese Oppeln berufen worden. Anfangs waren Geistliche und Gläubige der Region misstrauisch gegenüber dieser Ernennung. Ähnlich ging es Bischof Jop. Dank seiner Vorgehensweise konnte er jedoch schnell das ihm anvertraute Volk für sich gewinnen. Er war stets um die Wertschätzung aller Bewohner der Diözese Oppeln, unabhängig von ihrer Herkunft, gekümmert. Er verstand die Multikulturalität und die komplizierte Geschichte der Region.
Während seiner Administrationszeit nahm er, u. a., an allen Sitzungen des Vaticanum II. teil und koordinierte polenweit nachkonziliare liturgische Reformen. In der Oppelner Region trug er zur Wiederbelebung der Hyazinth-Verehrung, (hl. Hyazinth wurde in Groß Stein bei Oppeln geboren) bei. Bekannt war Bischof Jop auch für seinen Fleiß und seine Offenheit. Er nahm sich immer Zeit für ein Gespräch mit jedem, der so ein Bedürfnis hatte, unabhängig von der Tageszeit und davon, ob es ein Geistlicher oder ein Laie gewesen ist. Zweifellos ist er eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Oppelner Kirche.
Die Krypta, in der der Sarg mit den sterblichen Überresten von Bischof Franciszek Jop ruht, wurde 2016, vierzig Jahre nach seinem Tod, unter Einsatz von modernen Techniken geöffnet und gründlich untersucht. Es ist eine der vier Krypten, die unter dem Boden der Stiftskirche von Oppeln entdeckt und gründlich erforscht wurden. Die unterirdischen Räume der Kathedrale hören sicherlich bei dieser Zahl nicht auf. Es kann noch mehrere davon geben.
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 800jährigen Jubiläum von Oppeln und der Erforschung weiterer Krypten kam der gegenwärtige Dompfarrer Waldemar Klinger auf die Idee, im Kellergeschoss der Kirche einen Lehrpfad zu schaffen und dadurch die Räume für die Besucher zugänglich zu machen. Somit wäre die Oppelner Stiftskirche sicherlich eine der wenigen Kirchen in Polen, deren Kellergeschoss zu besichtigen ist. Für die Touristen wäre es eine wahre Sehenswürdigkeit!
Bevor jedoch ein solcher Lehrpfad entsteht, erinnern wir Sie an Bischofs Jop an dem ihm gewidmeten Epitaph. Erwähnenswert ist, dass das Epitaph vom berühmten Oppelner Bildhauer, Adolf Panitz, fertig gestellt wurde. Dieser ist auch der Autor der außergewöhnlichen, monumentalen Bronzetür der Kathedrale. Schauen Sie sich diese unbedingt an und sehen Sie, wie viele Geschichten sie darstellt...