Kathedrale zum Heiligen Kreuz
Die Kathedrale zum Heiligen Kreuz ist ein würdiger Zeuge jahrhundertealter Geschichte. Die Kirche erlebte, genau wie die Stadt, zahlreiche Kriege, Brände und Epidemien, unter denen Oppeln und ganz Oberschlesien gelitten haben. Die ältesten Teile der Kirche stammen aus der Zeit der Oppelner Piasten. Die Oppelner Kathedrale ist heute die wichtigste Kirche der Diözese Oppeln und ein erkennbares Zeihen der Stadt.
Der Überlieferung nach wurde hier die erste Kirche in den Jahren 1002-1005, zur Zeit des späteren polnischen Königs Bolesław I. den Tapferen, errichtet. Im Jahr 1024 schenkte der Breslauer Bischof Klemens dieser Kirche etwas äußerst wertvolles, was hier bis heute aufbewahrt wird: die Kreuz-Reliquie, die der heilige Emmerich, Sohn des ungarischen Königs Stephan I., nach Breslau brachte.
Nach einer anderen historischen Überlieferung hat die Reliquie Herzog Kasimir I. von Oppeln aus dem Kreuzzug nach Oppeln mitgebracht. Es ist derselbe, der die Stadt im Jahr 1217 lokalisiert hat. Eines ist sicher: Die Reliquie gelangte in diese Oppelner Kirche und wird hier, seit fast tausend Jahren, aufbewahrt. Dies steigerte den Rang der Kirche und der Stadt selbst. Es ist sogar so wichtig gewesen, dass es sich auf das Stadtwappen ausgewirkt hat: Den Piastenadler hat man mit der Hälfte eines Kreuzes verbunden.
Um 1232 wurde bei der Oppelner Kirche ein Domkapitel gebildet – die Kirche bekam den Rang einer Stiftskirche. Es hat zufolge gehabt, dass Mitte des 13. Jahrhunderts eine größere Kirche gebaut werden musste. Die Erweiterungsarbeiten wurden dank der Großzügigkeit des Herzogs Boleslaw I. im Jahre 1295 abgeschlossen. Die Kirche wurde im Stil einer spätromanischen Basilika erbaut.
Die Geschichte der Oppelner Kathedrale ist auch eine dramatische Geschichte. Brände, das die Stadt zerstörten, ging an der Kirche nicht vorbei. Einer der tragischsten war dar Brand aus dem Jahr 1415: An einem heißen Sommertag erlitt, währen eines Gewitters, die Kirche einen Blitzschlag. Nur der steinerne Taufbecken und das Reliquiar haben diese Katastrophe überstanden. Ein weiterer tragischer Brand ereignete sich 1615, ebenfalls im Sommer, als ein starker Wind das Feuer vom Schloss auf die Stadtgebäuden und die Stiftskirche verbreitet hat. Bis zu hundert Stadtbewohner kamen in den Flammen ums Leben. Die Stadt brannte nieder und die Flammen waren so groß gewesen, dass sogar die Kirchenglocken geschmolzen sind.
Die Oppelner Piasten haben die Stiftskirche immer unterstützt, aber ihr größter Wohltäter war sicherlich der letzte Oppelner Piasten-Herzog, Johann II. von Oppeln. Sein Wille war es auch, in dieser Kirche zu ruhen. Der Wille des Herrschers wurde erfüllt, man hat ihm, nach seinem Tod im Jahr 1532, in der Stiftskirche bestattet. Derzeit befindet sich sein Sarkophag in der Piastenkapelle.
Unter seiner Regierung wurde die Kirche im spätgotischen Stil modernisiert. Die Seitenschiffe sind umgebaut und mit dem Presbyterium in der Länge ausgeglichen worden. Nördlich und südlich sind Seitenkapellen angebaut worden.
Neben Bränden ist die Kirche auch von Kriegsfolgen nicht verschont geblieben. 1634, während des Dreißigjährigen Krieg, plünderte die schwedische Armee die Kirche und die gesamte Stadt aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zwar nicht zerstört, doch die Türme und das Dach wurden vom Geschützfeuer beschädigt.
Es gab auch wichtige Momente in der Geschichte der Kirche im Zusammenhang mit den Umbau- und Sanierungsarbeiten. Neben dem bereits erwähnten Neubau der Kirche im 13. Jahrhundert, ihrem Wiederaufbau nach dem Brand im 16. Jahrhundert, fand 1724 eine große Dachsanierung statt – die Schindel wurden durch Dachziegel ersetzt. Und in den Jahren 1899-1900 hat man zwei emporstrebende, neugotische Türme von 73 m Höhe gebaut. Gleichzeitig wurde die Fassade saniert und ihre Ziegeloberflächenstruktur wiederhergestellt.
Ein weiteres äußerst wichtiges Datum in der Geschichte der Oppelner Kirche war der Juni 1972. Damals hat Papst Paul VI. mit einer Bulle neue Diözesen in Polen gegründet, darunter auch die Diözese Oppeln. Ein Man von außerordentlichen Bescheidenheit und Demut – Dr. Franciszek Jop – wurde zum ersten Bischof von Oppeln ernannt. Nach seinem Tod wurde er im Kellergeschoss der Kirche beigesetzt. Wo genau? Das erfahren Sie im Kircheninneren. Suchen Sie nach seinem Epitaph und Sie werden diese Geschichte entdecken. Halten Sie auch mal an anderen Epitaphen, wenn Sie durch die Kirche gehen, an und hören Sie zu, wem sie gewidmet wurden und was sie darstellen.
Was gibt es sonst noch über den Oppelner Dom zu wissen? Unter anderem, dass es eine dreischiffige Kirche ist. Sie ist 60 Meter lang und 26 Meter breit. Wenn Sie schon im Inneren sind, achten Sie unbedingt auf das wunderschöne Gewölbe, auf den Hauptaltar, das alte steinerne Taufbecken – das älteste Denkmal in der Kirche – und das Gnadenbild der Muttergottes von Oppeln, das 1983 von Johannes Paul II gekrönt wurde. Mehr über dieses und seine spannende Geschichte erfahren Sie in der Nähe des Bildes.
Bemerkenswert ist auch die Bronzepforte der Kirche. Sie wurde 1997 zum tausendsten Todestag vom heiligen Adalbert von Prag und anlässlich des 700jährigen Jubiläum der Pfarrgemeinde gestiftet. Die Tür stellt biblische Gestalten und andere, die mit der Geschichte der Kirche, Polens und der Stadt verbunden sind, dar. Unter ihnen befindet sich der Baumeister der Arche – Noah, Mose, der hl. Adalbert von Prag und der hl. Hyazinth, 1183 in Groß Stein, unweit von Oppeln, geboren. Außer ihnen finden wir hier den heutzutage schon heiligen Papst Johannes Paul II, den Opplener Bischof Alfons Nossol, den 'Solidarność'-Anführer Lech Wałęsa oder den vom kommunistischen Staatssicherheitsdienstes ermordeten Kaplan der Solidarność, Jerzy Popiełuszko. Es wird auch einen Engel mit dem Kreuz-Reliquiar dargestellt.
Die Geschichte der Oppelner Kathedrale kann stundenlang erzählt werden... Es ist nicht nur die Geschichte der Kirche selbst, sondern auch die Geschichte der Architektur und Kunst sowie die Geschichte der Menschen, die sie gebaut und sich um sie gekümmert haben. Es ist auch die Geschichte der Stadt, die um sie herum wuchs und zu einer der bekanntesten Städte des Landes wurde.