DIE JOHANNES-NEPOMUK-KAPELLE
Viele Legenden und Symbole begleiten die Gestalt des heiligen Johannes Nepomuk, Schutzpatron der Beichtväter und der aufrichtigen Beichte, den geistlichen Schutzpatron dieser Kapelle. Der 1350 im tschechischen Pomuk bei Pilsen geborene Presbyter war Kanoniker im Veitsdom in Prag und zugleich Beichtvater der Königin Sophie von Bayern. Bei ihrem Ehemann, dem böhmischen König Wenzel IV., geriet er jedoch in Ungnade. Berichten zufolge, sollte er das Beichtgeheimnis der Königin nicht preisgeben wollen, was der König von ihm verlangte, weil er die Königin der Untreue verdächtigte.
Tatsache ist, dass Johannes Nepomuk 1393 inhaftiert, gefoltert und von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt wurde. Den Legenden nach hat mein seinen Leichnam gefunden, weil auf der Wasseroberfläche ein Sternenkreis, der eines der Symbole des Heiligen ist, erschien. Er wurde zuerst in der Kreuz-Kirche bestattet und später wurden seine sterblichen Überreste in die Gruft des Veitsdoms herübergetragen.
Die Katholiken glauben, dass der heilige Nepomuk sowohl vor aufgewühltem Wasser und vor Überschwemmungen, als auch vor Dürre schützen soll. Deshalb wurden seine Figuren jahrhundertelang bei Gewässern, in der Nähe von Brücken, Feldern oder bei Straßenkreuzungen, aber auch auf öffentlichen Plätzen und Kirchplätzen aufgestellt. Eine Barockfigur des Heiligen steht auf dem Domplatz beim Pfarrhaus.
Die Nepomuk-Statuen kann man leicht an mehreren Attributen erkennen: den bereits erwähnten Sternen um den Kopf des Heiligen, einem Finger, der auf den Lippen liegt, einem geschlossenen Buch oder einem Vorhängeschloss, die das Schweigen bedeuten, aber auch an einem Kruzifix oder einer Märtyrerpalme in seinen Händen. Der Heilige ist ein Schutzpatron der Priester, Flößer, Brückenbauer, Müller sowie Menschen, die falsch beurteilt und verleumdet werden.
Die Nepomuk-Verehrung begann bereits im 14. Jahrhundert nach dem Tod von König Wenzel. Doch er wurde erst 1721 von Papst Innozenz XIII. selig- und am 19. März 1729 von Benedikt XIII. heiliggesprochen. Sein liturgisches Gedächtnis fällt auf den 21. Mai. In der Oppelner Kathedrale ist er der Schutzpatron der Beichtkapelle, die vor kurzem im Rahmen eines polnisch-tschechischen Projekts, an dem die Domgemeinden der Diözesen Oppeln und Ostrau-Troppau teilgenommen haben, saniert wurde.
Bis vor kurzem stand hier das historische Taufbecken mit dem ältesten Stadtwappen. Während der Sanierungsarbeiten wurde es jedoch in das linke Kirchenschiff versetzt, und in der Kapelle wurde eine interessante Entdeckung gemacht. Unter dem Fußboden wurde ein Backsteinoktogon, d. h. ein achteckiges Bauwerk, das von oben mit Ziegeln zugebaut ist, entdeckt. Schauen Sie genau unter die Füße, denn zum Gedenken an diese Entdeckung wurde auf dem Boden der Umriss des Oktogons gekennzeichnet. Es konnte ein offenes Taufbecken, ein Brunnen oder sogar ein Grab gewesen sein – das werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Nähere Untersuchungen hat man – um das Denkmal zu erhalten – verworfen.
Aber es ist nicht Alles! Während der Sanierung wurde hier eine Art vom romanischen Backstein, wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, im romanischen Baustil entdeckt: zwei lange Backsteine wurden mit einem kurzen durchflochten. Die aus der späteren Zeit stammende Bekrönung der ursprünglich niedrigeren Mauern und das Gewölbe der Kapelle sind, zum Kontrast, unter einer Putzschicht gelassen um zu zeigen, bis wo die Mauer einst gereicht hat.